Samstag, 14. Februar 2015

Im Land der tausend Pagoden


Wir hatten schon gar nicht mehr daran geglaubt, doch ca. eine halbe Stunde vor unserer Abfahrt zum Flughafen in Bangkok erhielten wir die Nachricht: Visa approved! Yes! Wir hatten viel recherchiert und waren uns ziemlich sicher, dass wir, wie in vielen anderen asiatischen Ländern, einfach nach Yangoon, der Hauptstadt Myanmars, fliegen könnten und bei Ankunft am Flughafen ein Visum erhalten würden. Pustekuchen! Durch Zufall sind wir am Tag der Abreise auf die Tatsache gestoßen, dass diese Regelung nur für Dienstreisende und nicht für Touristen zutrifft und wie der Zufall es so will, war die Bearbeitung eines Online Visums für drei Tage angesetzt. Wir wollten es dennoch versuchen und hatten Glück: 3 Stunden, nicht länger, hat die Bearbeitung unseres Visumauftrags gedauert und es ging weiter gen Westen...




Seit knapp einer Woche sind wir nun also in Myanmar und seit ebendieser Zeit befinden wir uns sozusagen auf Tempelsafari. Ob bei burmesischem Hip Hop im Tuk Tuk, zu Fuß, per LKW oder auf dem Rad, entdeckten wir in den vergangenen Tagen bei schweißtreibender Hitze bis zu 2 km lange Höhlentempel mit Spinnen und Fledermäusen um Hpa-an, einen 180m langen liegenden Buddha in Mudon, den berühmten goldenen Felsen von Kyaikto (welcher der Legende nach, von einem Haar Buddhas getragen wird) sowie Klöster und Kloster- bzw. Tempelruinen aus dem vergangenen Jahrtausend in Moulamine und Bagan. Und egal wo es uns hintrieb, überall begleiteten uns Franzosen, darunter Alex und Mathilda, mit denen wir gleich ein paar Tage verbrachten, und goldene Pagoden, deren Anzahl die der Einwohner deutlich überschreitet - wahrscheinlich gibt es hier sogar noch mehr Pagoden als Schafe in Neuseeland ;-) 





A propos Neuseeland: Es fehlt uns. Das Sich-Wiedereinfinden in Asien ist schwieriger als gedacht, zu sehr vermissen wir die unendliche Natur, die Stille, saubere Schlafgelegenheiten und Toiletten. Doch wir tun unser bestes, Asien erneut zu schätzen und jede freie Minute zu genießen. Die Mitreisenden und die Einwohner des Landes machen es einem dabei nicht sehr schwer...





Bevor wir nach Myanmar kamen, haben wir uns gefragt, wie die Burmesen wohl aussehen und waren uns ziemlich sicher, dass sie den Thai ähneln würden, so wie die Laoten, die Vietnamesen, die Indonesier und die Einwohner Kambodschas alle irgendwie etwas mit den Thai gemeinsam haben. Doch wir lagen falsch. Schaut man einen Burmesen von unten nach oben an, fällt zuallererst der Rock auf und man könnte meinen, es handle sich um einen Inder, denn (fast) alle Männer tragen sogenannte longys, lange Wickelröcke, die wir derart bisher nur aus Indien und Sri Lanka kennen. Folgt man nun dem Rock gen Kopf, hat man das Gefühl, vor einem säße ein deutscher Beamter: Karohemden bzw. gestreifte Hemden scheinen hier nämlich sehr inn zu sein. Und dann die Überraschung: ein Chinese, ein Inder, ein braungebrannter Thai,... oder zumindest ordnet unsere Erfahrung die Menschen basierend auf ihrem Gesicht vorerst diesen Ländern zu. 



Myanmar scheint wie ein Masala vieler asiatischer Länder und das nicht nur im Hinblick auf seine Einwohner. Das Essen ist sehr stark von indonesischen und thailändischen Einflüssen geprägt. Die Leere des Landes und der langsame Rhythmus, der das Leben außerhalb der Städte bestimmt, hat viel Ähnlichkeit mit dem, was wir vor kurzem in Laos erlebt haben. Die kleinen Teestuben am Straßenrand mit Plastik-Kindergarten-Stühlen und Tischen haben wir derart bereits in Vietnam gesehen und den Tee, den man dort erstehen kann, haben wir schon in China probiert. Die Vielzahl der goldenen buddhistischen Stupas und Pagoden, die die Hügel und Ebenen des Landes schmücken, erinnern uns an Sri Lanka. 




Alles in allem merkt man jedoch, dass man Indien immer näher kommt: Die Müllberge, die sich entlang der Straßen, Flüsse und Bahnstrecken sammeln, sind zum Teil immens, viele Gerüche sind atemraubend und beim Laufen auf der Straße muss man aufpassen, dass man nicht von dem Spuckstrahl eines Betelnuss kauenden Menschen getroffen wird. Das Fahren in der Holzklasse der Züge ähnelt eher einem Pferderitt, Fahrradtrikschas ersetzen motorisierte Tuk Tuks, in den Zügen versorgt man uns mit lokalem Essen, wir werden wieder häufiger angestarrt und fast alle lächeln uns mit einem ehrlichen breiten Grinsen an und sagen: Mingalaba, Hello! Und ein Bild wollen sie natürlich auch ;-)



Doch die Burmesen sind offener als die Inder sowohl was die Interaktion zwischen Männern und Frauen als auch das Ansehen der Frau anbelangt. Häufig sieht man Pärchen Hand in Hand durch die Straßen schlendern und auf den Straßen und in den Zügen sind ebenso viele Frauen wie Männer unterwegs. Die Frauen tragen keine Saris, sondern Kostüme aus Wickelröcken und Blusen oder (kurzärmeligen) T-shirts. Besonders auffällig und für uns neu ist die Gesichtsbemalung insbesondere der Frauen und Kinder mit Thanaka- Paste, zum Teil zum Schutz der Haut gegen die Sonne, zur Pflege oder zur Zierde. 



Momentan liegen wir gerade an einem Swimmingpool und erholen uns von unserem Tempelmarathon. In ein paar Stunden geht es weiter - für Timo als geschichtskundigen Reiseleiter und für mich, naja, als treuer Disziple ;-)

Viele warme Grüße aus Myanmar, Timo und Hanna



1 Kommentar:

  1. Hallo Hanna und Timo.
    Schöne Bilder. Wir freuen uns, dass es euch gut geht. Genießt den Endspurt und bis bald. Is jo nemmer so lang...
    Grüße, Alex von nebenan

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