Was? Schon wieder Urlaub? Ja genau, wir lassen es uns mal wieder so richtig gut gehen. Nein, dieses Mal sind wir nicht in Thailand. Wir sind auf den Andamanen, einer kleinen Inselgruppe, die zu Indien gehört - auch wenn sie geographisch gesehen viiiiiiiel näher an Thailand und Myanmar gelegen ist. Und wer hätte gedacht, dass wir ausgerechnet in Indien das Paradies finden würden? Oder ist es vielleicht das Paradies, da wir in Indien sind? Schwer zu sagen...
Viel einfacher lässt sich hingegen unser Tagesablauf hier beschreiben: Jeden Morgen wachen wir um ca. 7:00 Uhr auf, da um diese Uhrzeit die Sonne schon ganz schön auf unsere Holzhütte knallt. In Indien gibt es ja nur eine Zeitzone und da die Andamanen sehr viel weiter östlich liegen (s.o.) als Dehli geht hier bereits um knapp 5:00 die Sonne auf (und unter). Wir schultern unsere Badetaschen und laufen ins Dorf, wo wir uns mit leckeren Dosas, Chapatti oder Idlis mit Dhal, Sambar und Kokosnusschutney stärken - ein Traum, der selten mehr als 1-2 Euro für uns beide kostet; inklusive Chai Masala. Havelock, die Insel der Andamanen, auf der wir uns gerade befinden, ist so klein, dass es mit dem Bus nur knapp zwanzig Minuten ins Paradies sind - und zwanzig Minuten sind es auch nur, da der !!!vom Festland Indiens ausrangierte Bus!!! an jeder noch so kleinen Steigung gegen die Schwerkraft zu kämpfen hat.
Nach einem kurzen Fußmarsch erreichen wir unsere Lieblingsbucht, die Timo die "Blaue Lagune" getauft hat. An einem umgefallenen Baum befestigen wir unsere Hängematten und bewundern das Wasser der Lagune mit seinen vielen Blautönen und den weißen Strand, an dem nur vereinzelt ein paar andere europäische Urlauber im Schatten der Bäume nisten. Inder sind ein bisschen wie Chinesen: Sie mögen es gern eng und kuschelig. Daher klumpen sie alle an einem Strandabschnitt, zu dem sie auch nicht so weit laufen müssen. Wenn uns das Nichtstun (wir lesen wohlgemerkt sehr viel) hin und wieder ins Schwitzen bringt, stehen wir auf und kühlen uns im glasklaren Meer ab - oder lassen uns, in unserem Schwimmreifen liegend, vom glasklaren Meer abkühlen ;-) So muss das sein! Nachmittags dann Samosas und frischer Mangosaft am Dorfplatz, wobei wir dem geschäftigen Treiben und den vorbeiziehenden Frauen in ihren bunten Saris zusehen, welche uns einen schönen Vorgeschmack aufs Festland bieten. Abends dann super leckeres indisches Essen (sogar Timo hat daran mittlerweile richtig Gefallen gefunden) unter Palmen. Die meiste Zeit haben wir mit Holger und Stella aus Berlin verbracht, die Reisegeschichten zum Besten gaben. Unsere Liste mit "Places to go" erweitert sich also ständig.
Eines Abends trafen wir dabei auf Sanjee und seine Frau. Die beiden haben sich am Telefon aus Zufall kennengelernt (komisch, die Geschichte kommt uns bekannt vor) und aus Liebe!!! geheiratet, soll auch in Indien vorkommen und nimmt, wenn man sich die vielen Lovebirds am Strand so ansieht, stetig zu. Wie dem auch sei, Sanjee und seine Frau können nicht schwimmen, haben sogar Angst vorm Wasser und allergisch gegen Sonne sind sie auch. Warum sie ausgerechnet hier ihren Urlaub verbringen, wo man, so beklagt sich seine Frau, ja noch nicht mal gut shoppen kann, ist uns ein Rätsel. Zum Glück trafen die beiden uns am nächsten Tag am Strand und haben somit ihre Kollektion an Urlaubsfotos erweitern können. Zu dem Foto der Klimaanlage ihres Hotelzimmers, mit dem sie schon ordentlich am Vorabend bei uns geprahlt haben, kamen hinzu: Sanjee und seine Frau, die ganz ungeschickt in unseren Hängematten liegen; Timo, der so tun sollte als schliefe er in seiner Hängematte; Timo, der mutige Europäer im Wasser, etc. Wir hatten einen Heidenspaß mit den beiden. Sanjee prahlte jedoch auch mit einem großen Stück Koralle, dass er beim Schnorcheln mit dem Fuß aus dem Wasser gefischt habe und jammerte, dass sein Bein nun jucke. Timo erklärte ihm darauf hin, dass das große Stück Koralle bestimmt Giftspuren hinterlassen habe, daher das Jucken auf der Haut. Sanjee, der Gutgläubige, klaut bestimmt nie wieder Korallen und hat hoffentlich die Kortisonsalbe, von der wir geschwärmt haben, gefunden ;-) Irgendwo hört der Spaß auch auf!
Heute war Holi - ein Tag wie kein anderer. Manche unter euch mögen das Holi-Festival kennen, wie es mittlerweile an vielen Orten in Deutschland zum Trend geworden ist: relativ hohe Eintrittsgebühren zu einem eingezäunten Wiesenstück; zwei Farbbeutel inklusive, Technomusik, Pommes-, Bier- und Cocktailstände und weiß gekleidete, tanzende Menschen. Einmal stündlich wird von zehn heruntergezählt, woraufhin bei Null alle ihre Farbbeutel in die Luft werfen. Eine sehr spaßige Angelegenheit, die hier aber ganz anders vonstatten geht. Hierzulande ist Holi ein religiöses Fest, an dem daran erinnert wird, dass Gut über Böse siegt (einfache Variante einer langen hinduistischen Erzählung); eine Art Freundschaftsfest und zugleich Frühlingsanfang. Für einen Tag sehen alle gleich aus und die Kasten verschwinden; selbst uns konnte man kaum von den Indern unterscheiden. Mich hat es irgendwie ein bisschen an Weihnachten erinnert, wenn man sich über drei Tage hinweg "Frohe Weihnachten" wünscht, denn jeder, dem wir heute begegnet sind, wünschte uns "Happy Holi" - bis auf den Unterschied, dass man sich dabei nicht die Hand gab, sondern sich gegenseitig mit Farbe bewarf, bespritzte oder sich Farbe ins Gesicht strich, gefühlt ca. alle 10 Sekunden. Hier auf der kleinen Insel ging das Fest auch ganz friedlich zu, ohne Gedränge und Zerren; eine nette bunte Schlammschlacht eben und ein toller Kulturkontakt obendrein ;-) Manche Familien verteilten Süßigkeiten und die ein oder andere Party mit obligatorischem Bhang war auch dabei...
Nun liegen wir in unseren Hängematten: Unsere Gesichter schmerzen vom vielen Schrubben. Timos Oberkörper und sein Gesicht sehen aus als habe er sich geprügelt, denn Rot und Lila sind besonders hartnäckige Farben. Mein Haar hat rosa und orangene Strähnen, für die ich in Deutschland bestimmt viel Geld gezahlt hätte - und dass obwohl wir unsere Haare nach indischer Manier vorher mit Kokosnussöl eingerieben hatten, sodass die Farbe besser raus geht. Doch wir sind dankbar... - zum einen dafür, dass wir dieses Fest haben miterleben dürfen und zum anderen dafür, dass es noch mehr als sechs Wochen bis zu unserer Heimkehr und somit den anstehenden Bewerbungsgesprächen sind ;-) Ab Morgen wollen wir drei Tage unters Wasser und den Rest des hiesigen Paradies' erkunden UND die viele Farbe wieder los werden!!!! Beim Schnorcheln in Strandnähe haben wir bereits metergroße Napoleonfische gesehen - ganz schön vielversprechend also. Bleibt nur noch zu hoffen, dass andere Taucher nicht allzu viele der Korallen entfernt haben, ne Sanjee ;-)
In diesem Sinne wünschen wir euch einen baldigen Frühlingsbeginn.
Happy Holi, Timo und Hanna
Hallo ihr Zwei. Sieht klasse aus. Bitte wascht Euch bevor ihr wiederkommt. Viel Zeit ist ja nicht mehr; -)
AntwortenLöschenLiebe Grüße von uns allen nebenan in KL